Von den Anfängen

Eine bronzezeitliche Festgrube auf dem Seckenberg

Beim Verlegen einer Gasleitung im Sommer 1997 fand man auf dem Seckenberg in einer Grube knapp 3300 Keramikscherben mit einem Gesamtgewicht von 60 Kilogramm. Diese wurden fachmännisch ausgegraben und dokumentiert. Dass sich die Grube über drei Jahrtausende nahezu ungestört erhalten konnte, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass ein Grossteil des Seckenbergs in neuerer Zeit dem Obstbau diente und die Keramikgrube somit nicht durch einen schweren Pflug zerstört wurde. Dennoch könnten durch den in früheren Jahrhunderten auf dieser Hochfläche betriebenen Ackerbau einige Scherben des Befundes vor ihrer Entdeckung herausgerissen worden sein.

Man geht davon aus, dass die Scherben von mindestens 68 Gefässen stammen, wahrscheinlich ist aber auch eine Gesamtzahl von etwa 100 Gefässen. Gefunden wurden kleine, tassenartige Trinkgefässe in vielen verschiedenen Ausformungen: Kleine, offene Schalen, die als Schöpfgeräte, Ess- oder Trinkgeschirr verwendet werden konnten, grosse Schalen, die als Serviergefässe gebraucht wurden, sowie schüsselartige Behälter und grosse Töpfe zur Aufbewahrung von Vorräten. Der grösste Topf war so gross, dass er gefüllt nicht einmal von mehreren Personen getragen werden konnte. Man nimmt an, dass die gefundenen Keramikscherben früher zu einem kompletten Service gehörten, das für eine festliche Mahlzeit benötigt wurde.

Die ursprünglichen Gefässe lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Die kleinen, feinen Gefässe haben eine dünne Wand, die mit sehr fein gemahlenen Gesteinskörnern angereichert ist. Um die Stabilität der grossen Gefässe zu garantieren, benötigte man eine dickere Wand, die mit gröberen Gesteinskörnern angereichert wurde. Entdeckt wurden sowohl Scherben mit mittelbronzezeitlichen Elementen als auch solche mit Elementen aus der frühen Spätbronzezeit. Die Keramikscherben datieren also aus dem Übergang von der Mittel- zur Spätbronzezeit und stammen somit aus der Zeit um 1300 v. Chr. Der Fund auf dem Seckenberg hat eine besondere Bedeutung, da es im Fricktal zwar vereinzelt Fundstellen aus jener Epoche gibt, das Fundmaterial aber meist nur aus Einzelscherben besteht, aus denen es schwierig ist, ganze Gefässe zu rekonstruieren.

Die Seckenberger Keramikscherben können weder einer Siedlung noch einer Grabstätte zugeordnet werden. Man nimmt an, dass es in der Nähe der Fundstelle ein Fest mit etwa 30 Gästen gab und das Geschirr anschliessend absichtlich zerschlagen und in ein Feuer geworfen wurde. Dieses Feuer war weithin sichtbar und gehörte wahrscheinlich zum gemeinschaftlichen Event. Danach wurden die Scherben aus dem Brandschutt geholt und in eine Grube geschichtet. Solche Keramikdeponierungen waren in der Bronzezeit keine Seltenheit. Die Gefässe können ganz oder zerschlagen, verbrannt oder unverbrannt sein, bestehen aber immer aus Geschirr, das auf eine Festmahlzeit hindeutet. Warum es diese festlichen Mahlzeiten gab und die Keramikgefässe zerschlagen wurden, lässt sich aber (noch) nicht beantworten.


Die Entstehung unseres Dorfes

Am grossen Rheinstrom gelegen, wurde das Grenzland Fricktal seit jeher durch Kriegshandlungen arg in Mitleidenschaft gezogen. Schon frühzeitig haben die Römer nach siegreichem Kampf gegen die Helvetier und Rauriker das Land in Besitz genommen.

Die Rauriker oder Rauraker/Rauracher (lat.: Raurici, Rauraci) waren ein Stamm der Kelten und ein Nachbarstamm der Helvetier. Sie besiedelten seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. die Gegend von Basel, die anschliessenden Juraketten, das Oberelsass und Südbaden. Im Fricktal gab es zu dieser Zeit kleine Weiler und Einzelhöfe. Um die Grenze am Hochrhein zu sichern, errichteten die Römer im 4. Jahrhundert n. Chr. von Basel bis zum Bodensee Befestigungsanlagen. Wachtürme und Festungen wurden in regelmässigen Abständen entlang des Rheins gebaut. Drohende Gefahr meldeten die Wachsoldaten mit Lichtsignalen von Turm zu Turm bis zu den Kastellen weiter, um die dortigen Truppen zu alarmieren. Der Flurname Wart auf der Höhe gegen Kaisten und im Gebiet nordwestlich des Zivilschutzzentrums lässt auf das Vorhandensein römischer Wachtürme in unmittelbarer Nähe unserer Ortschaft schliessen. Die Grenzsicherung führte zwar zu einer vorübergehenden Stabilisierung, dennoch brach bald nach dem Jahre 400 die römische Reichsverteidigung am Rhein infolge des Truppenabzugs nach Italien zusammen. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts setzte die, anfänglich zögerlich verlaufene, Landnahme durch die Alemannen aus dem süddeutschen Raum ein. Dabei handelte es sich nicht um eine kriegerische Eroberung. Es war ein Vorstoss kleinerer Gruppen, eine Kolonialisierung, ein Wachsen aus kleinen Anfängen. Es fand ein Nebeneinander sowie eine Vermischung mit der verbliebenen Bevölkerung statt. Die Alemannen bilden zusammen mit den romanisierten Kelten und wenigen Römern die Vorfahren der heutigen einheimischen Bevölkerung der Deutschschweiz. Auf ihren prägenden Einfl ist es zurückzuführen, dass heute vom Rhein bis zu den Alpen Deutsch gesprochen wird.

Die Alemannen lebten in Einzelhofsiedlungen oder in kleinen Dörfern, sogenannten Haufendörfern, mit grosszügigen Abständen zwischen den einzelnen Häusern. Die Gründung unseres Dorfes darf man sich so vorstellen, dass ein Sippenführer mit seinem Gefolge einen Hof baute, zu dem sich später weitere Höfe gesellten. Damit war das Zentrum der Siedlung geschaffen.

Die ersten Alemannen nannten ihre neuen Siedlungen meist nach dem Namen des Sippenführers. Der Ortsname Eiken lässt sich aus der althochdeutschen Grundform Eitinghofun ableiten, die sich über Eitinchon, Eitinkon, Eitkon, Eitken zu Eiken entwickelt hat. Der Dorfname enthält den frühmittelalterlichen Personennamen Eito. Folglich bedeutete Eitinghofun «bei den Höfen der Sippe des Eito». Unser Dorf wird erstmals um 1160 in der Gründungsgeschichte des Klosters Muri, der Acta Murensia, mit dem Namen Eitchon erwähnt.

In diversen Schriften wird über unseren Dorfnamen ausführlich berichtet. Darum wurde in diesem Kapitel nur zusammenfassend auf das Thema eingegangen.

Die Lage des Dorfes in Beziehung zu seiner Umgebung

Aus welchen Gründen hat der Alemanne Eito seinen Hof hier gebaut? Die wichtigsten waren sicherlich:

  • Wasser
  • ebenes Gelände
  • fruchtbarer Boden
  • die vorhandene Strasse über den Bözberg (Leider konnten bis anhin in Eiken keine Spuren der römischen Strasse mit Sicherheit nachgewiesen werden).

Beim Betrachten der Dörfer Eiken, Sisseln, Stein und Münchwilen fällt auf, dass sich diese kranzförmig um das Sisslerfeld gebildet haben. Dieses Feld war die wichtigste Ernährungsgrundlage der vier Dörfer, musste deshalb geschont und durfte nicht überbaut werden. Schon die Römer hatten hier Ackerbau betrieben und mit dem Getreide das Militärlager Vindonissa und die Stadt Augusta Raurica versorgt. Die Alemannen haben dieses fruchtbare Feld später übernommen.

Die Kantonskarte von J. Scheuermann von 1803 zeigt die um das Sisslerfeld angeordneten Dörfer. (Quelle: AGIS)

Die Kantonskarte von J. Scheuermann von 1803 zeigt die um das Sisslerfeld angeordneten Dörfer. (Quelle: AGIS)

Fundkarte der Kantonsarchäologie Aargau. (Quelle: AGIS)

Fundkarte der Kantonsarchäologie Aargau. (Quelle: AGIS)

Archäologische Fundstellen um Eiken

In der Gemeinde Eiken sind bei der Kantonsarchäologie Aargau folgende Funde dokumentiert:

Die Entwicklung des Dorfes

Etwa um das Jahr 600 gründete der heilige Fridolin mit Hilfe des fränkischen Königs in Säckingen gemäss Legende eine klösterliche Gemeinschaft aus Mönchen und Nonnen, aus der später das Kloster Säckingen hervorging. Es wurde mit umfangreichem Grundbesitz ausgestattet, so auch im Fricktal. Die Getreideproduktion dieser Region bildete die eigentliche Versorgungsgrundlage des Stiftes. Im Jahre 1271 vernichtete eine Feuersbrunst nicht nur das Stift und die umliegenden Häuser von Säckingen, sondern auch sämtliche alte Schriften und Urkunden. Daher ist der Urkundenbestand zur Klostergeschichte aus der Zeit vor dem Brand sehr spärlich. Immerhin verweist die Erwähnung unserer Kirche 1228, der Mühle 1299 sowie einer neuen Herberge (wohl der «Sonne») auf die Siedlung Eiken. In den folgenden Jahrhunderten entstand durch die Zunahme der Anzahl Höfe ein zusammenhängendes Dorf mit den beiden Zentren Kirche und Pfarrhof einerseits und dem Meierhof, der Herberge sowie der «Schmitte» andererseits – die Kirche als geistiger Mittelpunkt und der Meierhof als Verwaltungsmittelpunkt für die umliegenden Höfe.

Ungefähr um das Jahr 1000 trat eine entscheidende Änderung bei der Kulturlandnutzung ein. Das Land wurde in Zelge eingeteilt. Die Bewirtschaftung erfolgte fortan nach dem System der Dreifelderwirtschaft mit der Fruchtfolge Wintergetreide, Sommergetreide, Brache. Als Feldprodukte werden 1817 Wintergerste, Korn (Dinkel), Hafer, Roggen, Ackerbohnen und Erbsen genannt. Sommergerste und Weizen waren seltener. Als Futterpflanze traf man Klee und Esparsette an, die vor allem als Trockenfutterpflanze und Bodenverbesserer dienten. Zur Zeit der Dreifelderwirtschaft trennte ein Etter (Flechtzaun und/oder Lebhag) das Dorf von den Feldern, der das weidende Vieh und die wilden Tiere von den Gärten der Bauernhäuser fernhielt. Ausserhalb dieses Zauns durften lediglich Trotten, Mühlen und Sennhöfe gebaut werden. Der Lebhag begrenzte die Ausdehnung des Dorfes und schützte so den landwirtschaftlichen Boden vor der Zersiedelung. Andererseits waren der Vermehrung der Häuserzahl innerhalb des Zauns Grenzen gesetzt, denn der freie Boden wurde immer rarer und somit teurer, insbesondere in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
1768 standen im Dorf 68 Häuser, 1803 waren es bereits 77. Wegen der Bodenknappheit gelangten zwischen 1779 und 1799 acht Gesuche der Untertanen von Eiken an die Regierung, neue Häuser ausserhalb des Etters erbauen zu dürfen.

Offiziell wurde von der Regierung 1875 der Flurzwang aufgehoben, damit verbunden war das Ende der Dreifelderwirtschaft, das allerdings schon früher eingesetzt hatte. Der Zaun um die Dörfer wurde überflüssig. Nun war der langersehnte Weg frei, Bauernhäuser ausserhalb des alten Dorfes bauen zu können. In Eiken war jedoch schon vorher der Kaltenbrunnen für den Bau neuer Häuser freigegeben worden, es folgten die Grendelhäuser sowie die Bauernhäuser im Ausserdorf.

Peter Dinkel

Der auf dem Flurplan von 1776 eingezeichnete Verlauf des Etters und somit die damalige Ausdehnung des Dorfes übertragen auf eine Luft- aufnahme von 2016. (Quelle: AGIS, bearbeitet durch den Autor)

Der auf dem Flurplan von 1776 eingezeichnete Verlauf des Etters und somit die damalige Ausdehnung des Dorfes übertragen auf eine Luft- aufnahme von 2016. (Quelle: AGIS, bearbeitet durch den Autor)

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