Güterzugentgleisung November 1984

Drei Stunden dauerte es, bis die Eiker und Fricker Feuerwehrpioniere den Eingeklemmten mit Schneidebrennern und hydraulischen Spreizern aus den Trümmern befreit hatten. Verschuldet worden ist dieses Unglück durch menschliches Versagen. Wegen Bauarbeiten auf der Strecke musste der Güterzug das Spurgeleis wechseln. Bei der Abfahrt in Aarau hätte der Lokführer mit einem schriftlichen Fahrbefehl über die an der Wechselstelle vorgeschriebene Tempo¬reduktion informiert werden müssen. Aarau wusste jedoch von der Baustelle nichts. Der nicht vorgewarnte Lokführer seinerseits reagierte unterwegs auf ein entsprechendes Signal zu spät. Auch ein noch eingeleitetes Bremsmanöver konnte die Entgleisung nicht mehr verhindern. Mit etwa 40 Stundenkilometern hätte der Zug den Spurwechsel passieren sollen, er fuhr aber etwa doppelt so schnell. 15 der 23 Wagen und die Lok wurden schwer beschädigt oder ganz zertrümmert. Der entstandene Sachschaden wird auf mehrere Millionen Franken geschätzt!

Güterzug in Eiken entgleist: Lokführer verletzt

Wenige Minuten vor Mitternacht entgleiste in der Nacht zum Donnerstag im Bahnhof Eiken der fahrplanmässige Güterzug 53046 Aarau – Basel. Dabei wurde der Lokführer eingeklemmt und schwer verletzt. Die Unfallursache ist, so bestätigte SBB-Betriebs¬inspektor Bernhard Wittmer, «den Umständen nicht angepasste Geschwindig¬keit». Wegen Gleisarbeiten musste der Zug in Eiken die Spur wechseln. Vorgeschriebene Weichengeschwindigkeit: 40 Stundenkilometer. Gefahren ist der Zug wie sonst, nämlich etwa doppelt so schnell. Nach den ersten Ermittlungen hat der verunglückte Zugführer bei der Abfahrt keinen auf die Baustelle hinweisenden Fahrbefehl erhalten und unterwegs dann das entsprechende Signal zu spät gesehen. Einige der 15 entgleisten Wagen und auch die Lokomotive kollerten den gut fünf Meter hohen Bahndamm hinunter. Mindestens bis Samstag ist die SBB-Bözberglinie gesperrt.

Nach Basel abgefahren ist der Unglückszug in Aarau um 23.10 Uhr. 37 Minuten später engleiste er in Eiken. Normalerweise verkehrt der fahrplanmässige Güterzug über die Hauensteinlinie, wegen der Tunnelarbeiten jetzt aber via Bözberg nach Basel. Auslösende Ursache für dieses Zugsunglück war ein fehlender, den Lokführer über den Spurwechsel und die Temporeduktion informierender Fahrbefehl. Der Verunglückte hätte ihn vor der Abfahrt in Aarau bekommen sollen. Aarau war aber nicht informiert. Weshalb oder wo der ausgefüllte Zettel liegenblieb, ist noch offen. Sicher sei jetzt nur, so bestätigte die SBB, der Zug fuhr zu schnell. Ein Bremsversuch im letzten Moment konnte das Entgleisen nicht mehr verhindern.

Trotzdem enormes Glück gehabt
«Wir hatten noch enormes Glück» kommentierte einer der SBB-Angestellten gestern Morgen das schlimme Unglück. Ganz besonders auch, weil der verunglückte Zug eben ein Güterzug war. Gut ein halbes Dutzend der entgleisten Wagen wurden total zertrümmert. Sie schleuderten an einem dicken Betonmasten der SBB-Übertragungsleitung. Die Entgleisungsstelle befindet sich unmittelbar ausgangs Bahnhof Eiken, genau auf der Strassenunterführung zu Autobahnanschluss. Ein Tankwagen hing halb ¨über die schwer beschädigte Brücke herunter. Auch hier wieder Glück: der aufgerissene Kesselwagen war leer. Andere Wagen kollerten den hohen Bahndamm hinunter. Auch die 81 Tonnen schwere Lok vom Typ RE 4/4. Sie blieb knapp hunderte Meter vom Einfamilienhaus Kuprecht liegen. Beim Sturz über die Böschung riss sie einen Masten der Fahrleitung mit. Das Stahlstück bohrte sich in den Führerstand und quetschte den etwa fünfzigjährigen Basler Lokführer bös ein. Es dauerte fast drei Stunden bis die Pioniere der Stützpunktfeuerwehr Frick und die Eiker Feuerwehr den Eingeklemmten aus dem Metallgewirr herausgeschnitten hatten: auf einem seiner Beine lag nämlich der dicke Stahlmast. «Uns fehlte schweres Werkzeug», bedauerte der Fricker Kommandant Hansjörg Huber zur langen Rettungszeit.

Am Samstag schon wieder Normalverkehr?
Unmittelbar nach der schwierigen Bergung des Eingeklemmten begann die Reparaturmannschaft mit dem Räumen der total gesperrten und teils auch völlig weggerissenen Gleisanlage. Dazu meinte einer der Räumungschefs: «…wenigstens eine günstige Stelle». Damit meinte er, man könnte die Trümmer speditiv, nämlich mit zwei grossen Baukranen von den Schienen räumen und neben dem Damm deponieren oder gleich auf Tieflader verladen. Die Lok wird allerdings erst nächste Woche weggeräumt. Es ist noch nicht entschieden, ob in einem Stück oder zertrennt. Für das Wegräumen der Wagentrümmer rechnete gestern Vormittag Depotinspektor Geissberger brauche man bis Donnerstagabend. Ein weiterer Tag werde dann die Instandstellung der Gleisanlage dauern. Am Samstag werde dann, wenn wahrscheinlich auch provisorisch und vermutlich vorerst bloss einspurig die Linie wieder frei sein. Inzwischen leitet man die «Internationalen» über den Hauenstein um und der lokale Reiseverkehr wird mit Cars abgewickelt. Über den entstandenen Sachschaden gibt es noch keine verbindlichen Angaben. Erste Schätzungen reden aber von: «…gut zwei Millionen».

Artikel aus dem Aargauer Tagblatt vom Freitag 16. November 1984

Auf Grund des auslaufenden Transformatorenöls musste der ganze Garten ausgegraben werden.
Die Lok mit der Nummer 11167 wurde wieder hergerichtet und verrichtete noch viele Jahre ihre Dienste, bis sie schliesslich ganz ausgemustert wurde.

 

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