Frühere Verdienstmöglichkeiten

Schlackenfunde zeigen, dass vielleicht schon zur Römerzeit im Gebiet des Fricktals und des Bözbergs Eisen gewonnen wurde. Erstmals werden Schmelzhütten 1207 bei Laufenburg urkundlich genannt. Um 1500 entstand die «Erznergemeinde im Fricktal», ein Zusammenschluss von Erzgräbern, Erzfuhrleuten und Betreiber kleiner Schmelzöfen vor allem aus den Vogteien Wölflinswil, Wittnau, Frick und Herznach. Das Erzgewerbe wurde zumeist neben der Landwirtschaft als Zusatzerwerb betrieben. 1520 ernährte der Bergbau im oberen Fricktal immerhin rund 400 Menschen. Während längerer Zeit wurde ein Teil des Erzes in der Nähe der Gruben in sogenannten Blauöfen (Bläien, Playen, Blasöfen) oder in den weiterentwickelten, grösseren Stucköfen verhüttet. Ein von einem Wasserrad angetriebenes Gebläse sorgte für die nötige Schmelztemperatur. Das Vorhandensein von Wäldern (Gewinnung der nötigen Holzkohle) sowie von Bächen und kleinen Flüssen (Wasserkraft) war eine Grundvoraussetzung für den Bau von Schmelzöfen. Auch in Eiken stand ein solcher, wie der Flurname Bläie zeigt. 1603 wurde der Betrieb wegen Holzmangel eingestellt.

Trotz des Eisengewerbes bildete stets, und bis ins 20. Jahrhundert hinein, die Landwirtschaft die wichtigste Lebensgrundlage. Vor allem im Mittelalter kam es zu einer massiven Vergrösserung der Anbaufläche. Der Ackerbau spielte eine wichtige Rolle. Gemäss einer 1776 in Eiken durchgeführten Vermessung bestanden zwei Drittel des kultivierten Landes aus Äckern. Dinkel, zumeist Korn genannt, war die Hauptfrucht. Der Viehhaltung wurde weniger Beachtung geschenkt. Trotzdem war ein gewisser Tierbestand vorhanden, denn man benötigte Zugtiere für die Feldbestellung oder für Fuhrdienste, später auch zum Transport von Reisenden Industrie und Handel fehlten fast völlig. Die wenigen Handwerkstätten dienten dem unumgänglichen, nötigen Eigenbedarf.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gewann die Wolltuch- und Leinwandproduktion an Bedeutung. Die Ansiedlung der Textilindustrie und der zugehörigen Handelsbetriebe, u.a. in Basel und seiner Umgebung, veränderte die Wirtschaft. Im Laufe des 19. Jahrhunderts richteten sich die Gemeinden des mittleren Fricktals wirtschaftlich nach Säckingen aus, wo die dortige, weitgehend von Schweizer Fabrikanten gegründete Textilindustrie viele Arbeitsplätze bot. Bis zum Ersten Weltkrieg arbeiteten auch viele Eiker in Säckingen.

Einige Handwerke und Gewerbe in unserer Gemeinde

Die «Dorfschmitte»

Die alte «Schmitte» neben der Kirche. (Bild: zVg Hermann Schweizer)

Die alte «Schmitte» neben der Kirche. (Bild: zVg Hermann Schweizer)

Die alte «Schmitte» (Schmiede) wurde schon 1596 urkundlich erwähnt und gehörte damals einem Hans Boll. Nach verschiedenen Besitzern ging sie 1910 an Ernst Schweizer über. Am 1. April 1942 wurde sie von seinem Sohn Walter übernommen, der sie bis zum Abbruch 1953 betrieb.

Es wurden für die Landwirtschaft Äxte, Gabeln, Hauen, Karste, Spitz- und Schlageisen angefertigt, Pickel gespitzt oder eiserne Reifen auf Holzräder montiert. Letzteres geschah mit Hilfe einer «Reifbiegmaschine ». Das gerundete Flacheisen wurde an einem Ende auf dem Amboss konisch, am anderen Ende als Schwalbenschwanz ausgeschmiedet, dann in der Esse bis zur Weissglut erhitzt und auf dem Amboss mit kräftigen Hammerschlägen «feuergeschweisst».

Das betreffende Regierungsratsprotokoll enthält auf der ersten Seite einen Beschrieb des Wasserwerks. (Foto: Hermann Schweizer)

Am 27. März 1914 erteilte der Regierungsrat dem Schmied Ernst Schweizer die Konzession für das Wasserwerk der «Schmitte». Das betreffende Regierungsratsprotokoll enthält auf der ersten Seite einen Beschrieb des Wasserwerks. (Foto: Hermann Schweizer)

Anschliessend wurde der glühende Reif um das Holzrad gelegt und sofort im Brunnen nebenan gekühlt, damit das Rad nicht verbrannte. Zudem zog sich der Reif durch die Abkühlung zusammen und erhielt dadurch einen festen Halt am Rad. Auch das Beschlagen der Pferde mit Hufeisen und des Viehs mit Stiereneisen (bei Kühen, die man als Zugtiere brauchte, wurden die äusseren Klauen mit Stiereneisen versehen) waren Arbeiten, die in der «Schmitte» verrichtet wurden. Ebenso gehörte das Beschlagen der vom Wagner hergestellten Leiter- und Brückenwagen mit Eisenteilen zu den Schmiedearbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vermehrt auf Pneubereifung umgestellt (dabei wurden auch Achsen von Abbruchautos wiederverwendet).

Ein eisernes Wasserrad am Dorfbach lieferte den Antrieb für den 3 m langen Blasbalg der Esse. Es war mancher Streit vorausgegangen, bis schliesslich 1914 der Regierungsrat des Kantons Aargau auf Antrag der Baudirektion die offizielle Betriebsbewilligung für das Wasserwerk erteilte. Das Wasser wurde vis-à-vis des alten Vogthauses in einer Röhre gefasst und zum Wasserrad geleitet. Im Vorwinter war die Röhre oft verstopft wegen des «Darmwaschens» im Dorfbach anlässlich der Hausmetzgeten. Im Hochwinter mussten am Wasserrad oft Eiszapfen entfernt werden, sonst wäre das Rad stillgestanden.

Ernst Schweizer übergibt die «Schmiedewerkstätte» seinem Sohn Walter, der sie vom 1. April 1942 bis zum Abbruch 1953 betrieb. (Bild: zVg Hermann Schweizer)

Ernst Schweizer übergibt die «Schmiedewerkstätte» seinem Sohn Walter, der sie vom 1. April 1942 bis zum Abbruch 1953 betrieb. (Bild: zVg Hermann Schweizer)

Abbruch der «Schmitte» 1954. (Bild: zVg Hermann Schweizer)

Abbruch der «Schmitte» 1954. (Bild: zVg Hermann Schweizer)

Die Brennereiaufsichtsstelle

Die Aufgabe der Brennereiaufsichtsstelle besteht darin, den Landwirten die grüne Brennkarte abzugeben und jedem Nichtlandwirt, der Ware brennen lassen möchte, die Brennermächtigung auszuhändigen. Auf diesen Formularen muss das Brenngut bezeichnet und quantifiziert werden. Ebenso wird eingetragen, wieviel Destillat resultiert. Der Landwirt muss alles Gebrannte versteuern, das er verschenkt oder verkauft. Er muss auch den Schnaps versteuern aus dem Brenngut, das er nicht auf eigenem Boden erwirtschaftet, sondern zukauft. Die Brennereiaufsichtsbehörde leitet die Formulare nach Bern weiter. Sie muss aber auch überprüfen, ob die Einträge stimmen, ob die Gebinde richtig angeschrieben sind und ob der deklarierte Alkoholgehalt (in Volumenprozent) zutrifft. Häufig hat sie auch die Vernichtung von unbrauchbarem Brenngut zu überwachen. Bei Verdacht auf Schwarzbrennerei, die einer Steuerhinterziehung gleichkommt, muss die Brennereiaufsichtsstelle in Bern Meldung erstatten, von wo aus der Sache nachgegangen wird. Wenn die ersten Fässer mit Brenngut angemeldet werden, beginnt die Brennsaison. Sie endet gegen Ende April und die Brennhäfen werden wieder plombiert.

Bis 1996 hatte jede Gemeinde eine eigene Brennereiaufsicht. Als Anfang 1933 das Bundesgesetz über gebrannte Wasser in Kraft trat, übernahm Fridolin Rohrer (1897) das Amt der Brennereiaufsichtsstelle in Eiken. Anschliessend ging es an seinen Sohn Fredy (Fridolin) Rohrer (1940) und später an dessen Ehefrau Melitta (1934) über.

Der Eichmeister

Wie uns alte Dokumente zeigen, wurde bereits im 16. Jahrhundert geeicht. Das Amt des Eichmeisters hat sich bis heute erhalten. Er sorgt in seinem Eichkreis für die richtige Anwendung der Gesetzgebung über das Messwesen. Dazu gehört das periodische Eichen der in Handel und Verkehr verwendeten Messmittel wie Längen- und Hohlmasse, Gewichtsstücke, Wiegegeräte und Durchlaufzähler. Für die Bezirke Brugg, Laufenburg und Rheinfelden war bis zu seiner Pensionierung 1998 Reinhold Dinkel als Eichmeister zuständig. Das Amt hatte er von seinem Vater Karl Dinkel (Schlosserkarli), der dieses nebenamtlich betrieben hatte, übernommen. Bereits sein Grossvater Erhard Dinkel wirkte als Eichmeister, daneben betrieb er noch eine Schlosserei. Da die Arbeit immer umfangreicher wurde, führte Reinhold Dinkel das Amt des Eichmeisters ab 1975 hauptberuflich aus.

Die Eichmeister der elf aargauischen Bezirke vor dem «Kronenstübli» in Aarburg 1920. Ganz rechts Erhard Dinkel aus Eiken. (Bild: zVg Peter Dinkel)

Die Eichmeister der elf aargauischen Bezirke vor dem «Kronenstübli» in Aarburg 1920. Ganz rechts Erhard Dinkel aus Eiken. (Bild: zVg Peter Dinkel)

Alle im Handel zum Einsatz kommenden Waagen müssen jedes Jahr geeicht werden, ebenso jede reparierte Waage. Die Firma, welche eine Waage repariert, muss dies dem zuständigen Eichmeister melden. Die Eichung erfolgt mit Hilfe von Gewichtssteinen. Jede Waage muss bis zur Volllast stimmen. Es kommt oft vor, dass eine Waage nur bis zu einer gewissen Belastung genau ist, dann aber grosse Abweichungen aufweist.

Alle drei Jahre müssen auch die Benzinsäulen der Tankstellen geprüft werden. Dies geschieht mit einem vasenförmigen Behälter, der genau 30 Liter fasst. Eine allfällige Abweichung kann im Messgefäss festgestellt werden. Der Totalisator der Tanksäule muss die Summe der Messung anzeigen. Ist alles in Ordnung, wird die Säule plombiert.

Die nachfolgenden Berufe sind im Buch «Unser Dorf» von Dr. Josef Dinkel-Obrist ausführlich beschrieben. Sie werden hier nochmals in gekürzter Form dargestellt.

Eichmeister Reinhold Dinkel beim Überprüfen einer Waage. (Bilder: zVg Peter Dinkel)

Eichmeister Reinhold Dinkel beim Überprüfen einer Waage. (Bilder: zVg Peter Dinkel)

Eichmeister Reinhold Dinkel beim Überprüfen einer Tanksäule. (Bilder: zVg Peter Dinkel)

Eichmeister Reinhold Dinkel beim Überprüfen einer Tanksäule. (Bilder: zVg Peter Dinkel)

Der Seiler

Der letzte Seiler war Joseph Jegge (1914). Schon sein Vater August wie auch sein Grossvater Ignaz waren von Beruf Seiler. Das Ausgangsmaterial bildete der Hanf. Er wurde unter Wasser zur Fäulnis gebracht, bis sich die festen Bestandteile lösten. Nun wurde der Hanf vom Seiler «gehächelt» und dabei über ein rechteckiges Brett mit etwa 100 Eisenstiften von 20 cm Länge, dem Rechen, gezogen. Daraufhin wurde er gesponnen und zu Schnüren vereinigt. Je vier Schnüre wurden bis zu einer Länge von 50 m gespannt. Dies nannte man «azettle». Nun erfolgte der «Vortrieb», bei dem die Schnüre an einem Ende mit einem Rad zusammengedreht wurden. Dann erfolgte der «Haupttrieb », das heisst, in der Gegenbewegung wurde auf der anderen Seite gedreht. Dazwischen wurde das «Leitholz» eingeschoben. Durch Drehung und Gegendrehung verkürzte sich das Seil um bis zu einem Drittel. Am Schluss band man die Enden zusammen. Den Abfall beim Hecheln nannte man «Chüder». Er wurde als Schutz auf die jungen Tannentriebe gesetzt.

Hergestellt wurden in der Seilerei Zwicke für das Geiselende, «Chalberseile» für die Geburtshilfe bei Tieren, «Chripfestosse» zum Anbinden des Viehs, Heuseile für den Bindbaum, Grasbögen für Graswagen, Flösserseile, die beim Flössen auf dem Rhein gebraucht wurden, und «Halfteren» zum Halten des Viehs.

Der Seegrasrupfer

Der letzte, welcher in unserem Dorf Seegras rupfte, war August John-Jegge. Damals wurde das Seegras – ein spitzes, langes Gras auf Waldböden mit einem bestimmten Säuregrad – von der Gemeinde an den Meistbietenden verkauft. Der Erlös kam in die Waldkasse. Dieses Gras konnte nicht gemäht, sondern musste gerupft werden. August John tat dies bis zum Sommer 1955. Die Arbeit dauerte von Juni bis Oktober, unterbrochen durch die Heuernte. Das Gras wurde mit beiden Händen angefasst und ausgerissen. Dies durfte nicht ruckartig geschehen, damit das Gras nicht durch die Hände gleiten konnte. Die Ränder der Gräser waren messerscharf und hätten bei unsachgemässem Ausreissen tiefe Schnittwunden an den Fingern erzeugt. Warum denn nicht mit der Sichel oder mit dem Messer abschneiden? Dazu August Jegge: «Die beste Qualität der Gräser war unter dem Boden.» Das Gras wurde 6 bis 8 cm unter dem Boden abgerissen, dabei mussten die Wurzeln intakt bleiben. Das war das Problem und zugleich die Kunst. Das Gras wurde danach an den Waldwegrändern ausgebreitet, getrocknet und gewendet. Schon nach wenigen Stunden war es dürr. In kleinen Wagen wurde es heimgeführt, auf dem Heuboden ein paar Tage liegengelassen und dann gesponnen. Dazu war eine zweite Person nötig. Der Vorgang war ähnlich dem beim Seilen. Die Seile aus Seegras waren ca. 15 m lang. Nun wurden sie «getrödelt», weitergedreht, bis ein ringelartiges Band entstand, das sich schlussendlich zu einem Ringel von einem Meter zusammenringelte. In diesem Zustand wurde es verkauft und zu ausgezeichneten Matratzen verarbeitet. An sehr guten Tagen betrug die Ernte bis zu 70 kg getrocknetes Seegras. Der Erlös pro 100 kg betrug bis zu 40 Franken. Die grösste je gewonnene Ernte wog 4000 kg – alles von Hand gerupftes, feuchtes Gras!

Der «Gmeiwärchleiter»

Der letzte «Gmeiwärchleiter», Karl Dinkel-John (1911, Tal-Karli), übte dieses Amt von 1942 bis 1971 aus. Die Einwohner von Eiken mussten je nach der Grösse ihres Landbesitzes an die Neuerstellung und Instandhaltung der Wege Arbeit im «Gmeiwärch» leisten. Gearbeitet wurde an den Nachmittagen von 13.00 bis 17.00 Uhr. Der Stundenlohn betrug anfänglich 80 Rappen. Über die Arbeiten hatte Karl Dinkel der Gemeinde jährlich Bericht zu erstatten. Das Stellen von Fahrzeugen und Zugtieren (Vieh und Pferde) wurde extra vergütet. Das Rohmaterial, meist Mergel, kam aus den Gruben beim Schlattstich sowie vom Bläie. Schaufel und Pickel musste jeder selber mitbringen. Die Strassen und Wege wurden im Winter mit dem «Baaschlitten» vom Schnee befreit. Der aus Holz gebaute Schlitten bestand im Prinzip aus zwei langen Brettern, die zu einem Dreieck ausgezogen waren, das von zwei oder drei Pferden gezogen wurde. 1958 kam er letztmals zum Einsatz.

Der Dorfweibel

Der letzte «Gmeinwärchleiter» war auch unser letzter Dorfweibel. An ganz bestimmten Stellen im Dorf liess er die Glocke ertönen, um danach die Bekanntmachung zu verlesen. Er verlas Mitteilungen des Gemeinderates, des Bezirksamtes und der kantonalen Behörden, kündete aber auch Brennholzsteigerungen, Notschlachtungen und anderes mehr an. Ein Rundgang dauerte etwa zweieinhalb Stunden. In den letzten Jahren war die Glocke verstummt: Karl Dinkel verteilte nur noch schriftliche Mitteilungen der Gemeinde in die Häuser. Nun übernimmt auch diese Aufgabe die Post.

Der letzte Müller

Hans Grether-Hirsig (1902) vollendete seine Müllerlehre bei seinem Vater in Augst. Im August 1936 kaufte er die Mühle in Eiken von Alfons Schwarb und betrieb diese bis in die Mitte der 1970er-Jahre. Die elektrische Energie zum Betrieb der Mühle wurde teils zugekauft, teils lieferte sie der Mühleweiher. Das Wasser wurde in einem Gussrohr von 30 cm Lichtweite über den Mühlegarten zur Turbine geführt. Das Gefälle vom Weiher bis zur Turbine betrug 22 m. Da Kalkablagerungen die Gussrohre immer mehr einengten, musste je länger je mehr elektrische Energie zugekauft werden. Schlussendlich fiel der Mühleweiher als Energiespender ganz aus. Ein Wasserrad war nicht mehr vorhanden. Die Turbine ist gut erhalten und im Gemeindehaus ausgestellt.

Der Wasserzins betrug pro Jahr 60 Franken. Die Mühle erzielte pro Stunde eine Leistung von 60 kg Mehl. Durchschnittlich wurden pro Jahr 60 bis 70 t gemahlen. Der Mahllohn betrug anfänglich 5 Franken pro 100 kg. Die Arbeitszeiten waren sehr unterschiedlich. Am strengsten war es Anfang Winter und insbesondere während des Zweiten Weltkriegs. In diesen Jahren wurde praktisch Tag und Nacht gearbeitet, bei Ruhepausen von zwei bis drei Stunden.

Der Wagner

Der Wagner Emil Schwarb-Stocker (1909) stellte komplette Wagen oder spezielle Wagenunterbauten her. So war es möglich, mit demselben Unterbau sämtliche Transporte, die der Landwirtschaft dienten, durch Auswechseln des Aufbaus auszuführen; beispielsweise konnte man eine Wagenleiter für den Heutransport, eine «Bänne» für den Mist oder ein Güllenfass aufsetzen. Wichtig war eine gute Zusammenarbeit mit dem Schmied (siehe «Dorfschmitte»).

Neben Wagen fertigte Emil Schwarb auch Holzeggen, «Jöchli» und Brotschüsseln an. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Aufträge zurück. Schon der Brückenwagen liess den Leiterwagen verschwinden, und als dann die Pneuwagen und später die Ladewagen aufkamen, ging die eigentliche Wagnerei ihrem Ende entgegen.

Peter Dinkel

Bierbrauereien und Bierdepots in Eiken und im oberen Fricktal 1800–1990

Brauereien

Im Buch «Unser Dorf» erwähnt Dr. Josef Dinkel die Brauerei Brutschi mit Pintenwirtschaft, die im Gebiet Kaltenbrunnen stand. Betrieben wurde diese während der Zeit von 1802 bis mindestens 1817 von Fidel Brutschi. Später wurde sie von Philippe Brutschi weitergeführt. 1890 zerstörte ein Brand die Brauerei.

Bierdepots

Depot einer Basler Brauerei in Eiken

Die Karte des Schweizer Brauerei-Verbandes SBV vermerkt 1916 in Eiken ein Depot einer Basler Brauerei. Der genaue Standort und die Biermarke sind unbekannt. Möglicherweise handelte es sich um einen Nachfolgebetrieb der Brauerei im Kaltenbrunnen. Die Biermarke Cardinal mit Standort Basel nutzte das Depot bis 1924. Eventuell wurde das Lager durch andere Brauereien weiterbetrieben. Um 1950 diente es der Weinhandlung Rohrer. Ab 1963 betrieb Paul Frey-Stalder hier einen Mineralwasserhandel, bis das Gebäude schliesslich von Peter Zwahlen übernommen wurde, der es von 1968 bis ca. 1980 als Getränkehandlung nutzte.

Depot der Brauerei Warteck in Frick

Die Brauerei Warteck betrieb in Frick ein Depot beim gleichnamigen Restaurant. Das Depot wurde bis 1956 von der Familie Gersbach geführt. Es belieferte elf Restaurants in der Region Frick, die bis 1956 einen Bierliefervertrag mit der Brauerei Warteck Basel hatten, darunter auch das Restaurant Rössli in Eiken.

Depot der Actienbrauerei Basel in Herznach

Beim Gasthaus Hirschen in Herznach wurde mindestens seit 1910 ein Bierdepot betrieben. Ab 1920 war es im Besitz der Actienbrauerei Basel. Das Depot in Herznach wurde ab dem Depot in Aarau beliefert, das in der Nähe der Kettenbrücke stand. Nach der Verlegung des Depots Aarau nach Däniken (Neubau mit Gleisanschluss 1955) war die Belieferung des Depots Herznach zu aufwendig. In der Folge tauschten die beiden Basler Brauereien Actienbräu und Warteck die Restaurant-Bierlieferverträge in der Region Oberes Fricktal und dem Oberbaselbiet. Somit konnten ab 1956 nicht weniger als 17 Restaurants mit Actienbräu (ab 1958 Anker Bier) beliefert werden. 1989 wurde die Liegenschaft in Herznach abgebrochen.

Depot der Actienbrauerei Basel in Frick

Ab 1956 wurde ein neues Depot der Actienbrauerei Basel in einem Neubau bei Hans Mettauer (ex Obstverwertung) in Frick erbaut. 1964 erfolgte die Umbenennung in Ankerbrauerei AG, Depot Frick. Die Liegenschaft wurde 1970 an Jean Greising verkauft. In den Jahren 1974/76 erfolgte die Ablösung der Brauerei Anker zu Cardinal Bier. 1994 wurde die Liegenschaft abgebrochen.

Eiskeller

Eiskeller beim Seckenberg in Eiken

An der Seckenbergstrasse im Waldstück unterhalb des Wegkreuzes liegt der «Keller» der im Dorf als «Bierkeller» bekannt ist. Gemäss Auskunft von Gerold John war sein Vater Eigentümer der Parzelle. Dieser erzählte, dass der Gasthof Sonne in diesem Keller Eis gelagert hatte.

Eiskeller bei der «Sissleschlucht»

Die «Sissleschlucht», ein Naturkeller bei der Sägerei Ledermann in Eiken, wurde vermutlich von der Brauerei zum Adler als Eiskeller genutzt. Gemäss Franz Brogle (1934-2015) lagerte später Hermann Brogle Wachswaren in diesem Keller, der immer schön kühl war.

Urs Berger

Ehemaliger Bierkeller an der Seckenbergstrasse. (Foto: Urs Berger, 2019)

Ehemaliger Bierkeller an der Seckenbergstrasse. (Foto: Urs Berger, 2019)

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