Die Bevölkerungsentwicklung

Einwohnerzahlen

Noch vor den ersten offiziellen Volkszählungen 1803 auf kantonaler und 1837 auf eidgenössischer Ebene wurde die Bevölkerungszahl Eikens im Jahre 1768 erfasst und mit 451 Einwohnern beziffert. Bis zum 31. Dezember 2018 wuchs die Bevölkerung auf 2306 Einwohner an. Wie die untenstehende Grafik verdeutlicht, handelte es sich um keine stetige Zunahme. Während des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl aufgrund verschiedener Einflüsse eher zaghaft an. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nahm sie sogar leicht ab. Dieser Trend setzte sich, mit einer Ausnahme um 1910, bis in die 1930er-Jahre fort. Von 1870 bis 1930 verringerte sich die Eiker Bevölkerung um exakt 100 Bewohner von 867 auf 767 Einwohner. Trotz des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs erfolgte bis 1941 eine Zunahme um sechs Prozent auf 805 Eiker. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts bis zur Jahrtausendwende legte Eiken erheblich zu. Bei einem Anwachsen der Bevölkerung von 892 auf 1918 Einwohner innert 50 Jahren erlebte die Gemeinde einen regelrechten Boom an neuen Bewohnern. Die Geburtenrate war dafür nicht alleine verantwortlich.

Schwankungen

In den folgenden Zeilen wird versucht, die statistischen Schwankungen zu erklären. Die bekannten Einflüsse sind die jeweiligen Lebensumstände und auch diverse Kriege, wobei sich die Schweiz seit rund 200 Jahren nicht mehr aktiv an zwischenstaatlichen Kriegen beteiligt und entsprechend auch keine Opfer durch kriegerische Handlungen zu beklagen hat. Die vielen Söldner in ausländischen Diensten sind von diesem Umstand ausgenommen. Kriege beeinflussten die Schweiz jedoch auf indirekte Weise. Armut, Krankheiten, Ein- und Auswanderung sowie Flüchtlinge haben unser Land und unser Dorf nachhaltig geprägt.

Die Entwicklung der Bevölkerungszahl Eikens seit der ersten Volkszählung 1768.

Die Entwicklung der Bevölkerungszahl Eikens seit der ersten Volkszählung 1768.

Geburten und Todesfälle

Wie im untenstehenden Diagramm ersichtlich, war in Eiken von 1865 bis 1876 die Zahl der jährlichen Todesfälle teilweise markant höher als die Geburtenrate. Die Gründe für die hohe Sterblichkeit dürften auf die ärmlichen Lebensverhältnisse zurückzuführen sein. Zeitweilige Nahrungsmittelknappheit und eine am Boden liegende Industrie trugen dazu bei.

Anzahl Geburten und Todesfälle in Eiken zwischen 1865 und 1928. (Quelle: Sterbebücher Regionales Zivilstandsamt Laufenburg)

Anzahl Geburten und Todesfälle in Eiken zwischen 1865 und 1928. (Quelle: Sterbebücher Regionales Zivilstandsamt Laufenburg)

Auswanderung

Um der Not zu entkommen, anerbot sich die Option der Auswanderung. Viele Aargauer und auch Eiker wagten die Überfahrt nach Amerika, wo man sich ein besseres Dasein erhoffte. Während der Auswanderungswellen 1816/17 und in den 1850er- und 1880er-Jahren versuchten unzählige Europäer in Übersee Fuss zu fassen. Dies dürfte mit ein Grund für die Wachstumsschwankungen gewesen sein.

Krankheiten

Hinzu kamen Krankheiten wie die Spanische Grippe, die nach dem Ersten Weltkrieg zwischen 1918 und 1920 in Europa grassierte. Offiziell forderte sie in der Schweiz 24‘449 Todesopfer. Da noch keine ärztliche Meldepflicht bestand, muss aber von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen werden. Wie viele Personen in Eiken der Grippe erlegen sind, kann nicht nachvollzogen werden, da in den Sterbebüchern die Spanische Grippe als Todesursache nicht explizit festgehalten ist. Hingegen vermerken die Totenscheine vermehrt die Lungenentzündung als Todesursache.

Der Verlauf der Spanischen Grippe war kurz und heftig. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen waren hauptsächliche Symptome. Im Normalfall verlief die Krankheit nicht tödlich. In Kombination mit anderen bakteriellen oder viralen Infektionen, beispielsweise einer Lungenentzündung, führte die Erkrankung hingegen meist rasch zum Tod. Somit darf angenommen werden, dass aufgrund der Häufung von Lungenentzündungen als Todesursache auch Eikerinnen und Eiker der Spanischen Grippe erlegen sind und die Bevölkerungsabnahme in jener Zeit auch darauf zurückgeführt werden kann.

Wachstum

Ab den 1950er-Jahren wuchs die Bevölkerung Eikens markant. Mit der Erholung der Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg und den dadurch entstandenen Arbeitsplätzen im Fricktal entwickelte sich die Gemeinde bis heute zu einem sehr attraktiven Wohnort. Wirft man einen Blick auf die Nachbargemeinden, erkennt man in diesem Wachstum einen normal verlaufenden Prozess. Wer aber genauer hinsieht, stellt fest, dass sich die Bevölkerung nicht nur vermehrt, sondern sich in ihrer Zusammensetzung erheblich verändert hat.

Religion damals

Katholiken

Ein erheblicher Teil des sozialen Lebens der Katholiken spielte sich früher in der Kirche ab. Die Messen wurden von allen Altersschichten jeweils gut besucht. Dies nicht nur weil die Bevölkerung überdurchschnittlich gläubig war, sondern auch weil der Besuch der Gottesdienste einfach zum Leben gehörte. Der Kirchplatz war der «Place to be», wo man sich traf um sich auszutauschen, zu tratschen, zu verhandeln oder einfach um unter die Leute zu kommen. Die jungen Erwachsenen besuchten sehr gerne die Abendgottesdienste. Auf diese Weise musste man sich keine Ausrede einfallen lassen, um abends nochmals aus dem Haus gehen zu dürfen, schliesslich gehörte der Kirchenbesuch ja zum guten Ton. Heute ist dies ganz anders.

Protestanten

Hört man sich im Dorf um und blättert in den Kirchenbüchern, zeigt sich, dass Eiken einst durch und durch katholisch war. Im 19. Jahrhundert «verirrten» sich einzelne Protestanten nach Eiken, jedoch lebte kein einziger Nichtchrist in der Gemeinde. Gemäss den Kirchenbüchern waren 1860 vier Protestanten in Eiken angemeldet. Erst Mitte der 1930er-Jahre «wagten» sich vermehrt protestantische Familien ins Dorf. Ihnen wurde nicht gerade Begeisterung entgegengebracht – ein warmer Empfang hätte anders ausgesehen.

Religion heute

Mit der Industrialisierung des Sisslerfeldes und dem Zuzug von Arbeitern und deren Familien legten sich die religiösen Rivalitäten. Heute ist davon im Dorf nichts mehr spürbar. Die Kirche ist nur noch geografisch Mittelpunkt des Dorfes. Der Glaube steht nicht mehr im Vordergrund. Im Gegensatz zu früher, als die Katholiken fast 100 Prozent der Einwohnerschaft ausmachten, bekennen sich heute noch etwas mehr als 41 Prozent zu dieser Konfession. Rund 18 Prozent der Eiker sind reformiert, knapp 12,5 Prozent gehören einer anderen Religion an, und fast 25 Prozent sind gar konfessionslos. Das heisst, mehr als die Hälfte der heutigen Bevölkerung hat keinen Grund mehr, die Kirche in Eiken zu besuchen. Die sozialen Kontakte finden im Dorfverein, im Dorfladen, im Restaurant, im Pub oder sogar nur noch online statt. Betrachtet man die knapp 12,5 Prozent, die anderen Religionen angehören, etwas genauer, stellt man fest, dass diese Einwohner häufig Schweizer mit Migrationshintergrund oder nach wie vor Ausländer sind. Im Rahmen von Ereignissen wie dem Jugoslawienkrieg in den 1990er-Jahren und dem Beginn des Arabischen Frühlings im Dezember 2010 sowie der höheren Geburtenrate hat die Anzahl der Nichtchristen nicht nur in Eiken und der Schweiz, sondern in vielen Staaten Europas markant zugenommen.

Zeitzeugen berichten

Dora Jegge-Hallauer: «Dorli» war mit ihren Eltern Ernst und Anna Hallauer anfangs der 50er-Jahre von Stein nach Eiken gezogen. Die Eltern hätten damals zu spüren bekommen, dass sie als Protestanten in einem katholischen Dorf wohnten. Ihr Vater habe sich immer wieder abschätzige Sprüche anhören müssen. Einmal habe er sich um ein Vorstandsamt bei der Landwirtschaftlichen Genossenschaft beworben. Aber als Protestant hatte er hier keine Chance.

Toni und Olivia Schwarz: «Die Protestanten waren im Dorf nicht unbedingt gern gesehen. Sie nahmen daher auch selten am Dorfgeschehen teil und schlossen sich dadurch oft auch selber von verschiedenen Aktivitäten aus. Man tat sich nicht weh – man ignorierte sich einfach. Alteingesessene Eltern waren nicht unbedingt glücklich, wenn ihre Sprösslinge reformierte Kinder als Freunde wählten. Im Bauernhaus neben dem ehemaligen Restaurant Eintracht im Dorfteil Kaltenbrunnen wohnte anfangs der 40er-Jahre die reformierte Familie Heimann. Ihr jüngster Sohn Röbi war Tonis Klassenkamerad. Aufgrund ihrer Tätigkeit als Hebamme kam Tonis Mutter in viele Haushalte und es gab für sie keinen Unterschied zwischen Reformierten und Katholiken. Somit war es für sie auch kein Problem, dass Toni seine Freizeit mit Röbi Heimann verbrachte. In der Schule spielte die Religionszugehörigkeit keine Rolle, lediglich der Religionsunterricht fand getrennt statt.»

Olivia Schwarz-Dinkel wuchs im Oberdorf auf. Sie erinnert sich, dass seit Ende der 30er-Jahre in der ehemaligen Mühle immer Protestanten lebten. Die reformierte Müllersfamilie Grether besass die Liegenschaft. Den grossen landwirtschaftlichen Umschwung besorgten Pächterfamilien. So kamen die Schär und später die Hallauer, beides protestantische Familien, in unser Dorf. Einer der Klassenkameraden von Toni und Olivia – Albert Jegge – verliebte sich ins reformierte, hübsche Dorli Hallauer. «Der ‚Seiler-Bärti‘ hat sich eine Protestantin angelacht», hiess es im Dorf. Heute würde man die beiden als Pioniere bezeichnen und als Musterbeispiel dafür, dass die Liebe keine Grenzen kennt.

In Erinnerung bleibt Olivia auch, dass am Karfreitag – dem höchsten kirchlichen Feiertag der Protestanten – die alten Eiker Bauern ihre Gülle oder ihren Mist auf die Felder brachten. Sicher nicht unbedingt zur Freude der Protestanten. Der Karfreitag war bis Mitte des letzten Jahrhunderts in unserer Gegend noch kein gebotener Feiertag.

Migration

In den statistischen Unterlagen über die Eiker Demografie konnten keine Zahlen über den Ausländeranteil zu Beginn des 19. Jahrhunderts herausgefiltert werden. Dies dürfte auch damit zu tun haben, dass damals tatsächlich fast keine Ausländer in unseren Dörfern lebten. Waren 1930 zehn Nichtschweizer in Eiken gemeldet, so wohnten per 31. Dezember 2018 492 Ausländer in Eiken, die damit 21,3 Prozent der Einwohnerschaft stellten, womit Eiken immer noch unter dem nationalen Durchschnitt lag.

In der Gemeinde waren Ende 2018 Personen aus vier Kontinenten und 34 Nationen gemeldet: Afghanistan (1 Einwohner), Bosnien-Herzegowina (5), Brasilien (1), China (1), Deutschland (178), Dominikanische Republik (2), Eritrea (5), Ghana (1), Indien (1), Indonesien (1), Irak (11), Italien (71), Kosovo (73), Kroatien (7), Lettland (1), Mazedonien (19), Montenegro (5), Niederlande (7), Österreich (8), Philippinen (3), Polen (7), Portugal (15), Rumänien (5), Serbien (9), Slowakei (7), Slowenien (7), Spanien (8), Sri Lanka (10), Thailand (2), Trinidad und Tobago (1), Türkei (5), Ungarn (12), Venezuela (3).

Es liegt auf der Hand, dass mit der Zunahme der ausländischen Bevölkerung Eiken auch eine Zunahme der Sprachenvielfalt erfahren hat. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde ausschliesslich Deutsch gesprochen. Die Volkszählung von 1930 erfasste lediglich eine Person französischer Muttersprache, alle anderen Einwohner waren deutschsprachig – ein Umstand, der heute kaum noch vorstellbar ist.

Daniel Saridis

Die Ergebnisse der eidgenössischen Volkszählung von 1941 zeigen u.a. den damals geringen Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung in den Dörfern des Bezirks Laufenburg.

Die Ergebnisse der eidgenössischen Volkszählung von 1941 zeigen u.a. den damals geringen Anteil der ausländischen Wohnbevölkerung in den Dörfern des Bezirks Laufenburg.

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