Die acht Meter breite Strasse zur Überbauung Ehlenberg

Manch Spaziergänger hat sich schon gefragt, warum die Ehlenberg-Brücke über die Sissle und Autobahn grosszügig acht Meter breit ist: sechs Meter für Fahrzeuge und zwei Meter für Fussgänger! Während Jahrzehnten wurde diese Brücke praktisch nur von Spaziergängern und der Landwirtschaft genutzt. Seit einigen Jahren ist die Frequenz wegen des Fussballplatzes und der Reithalle etwas grösser. Was führte zu dieser Grosszügigkeit, als diese Brücke vor rund 50 Jahren gebaut wurde?

Der Autobahnbau forderte eine weitsichtige Planung

Als in den 1960er Jahren die Nationalstrasse N3 Augst-Birrfeld geplant wurde, war von Anfang an klar, dass diese möglichst weit weg nördlich das Dorf Eiken passieren soll. Am nördlichen Dorfrand gab es nur eine einzige Überquerung der Sissle: in der Nähe der Liegenschaft Weingartenstrasse 3 befand sich eine bescheidene Stahlträgerbrücke mit Holzbohlen. Somit stellte sich für die Gemeinde Eiken nicht nur die Frage der neuen Brücke, sondern in der damaligen Hochkonjunktur auch die Frage der möglichen Weiterentwicklungen des Dorfes.

 

Ehlenberg: Eiker Wohnzone mit rund 100 Einfamilienhäuser am Südhang!

Eine zweite Etappe sah zu Beginn der 1970er Jahre eine etwa 5,5 Hektaren grosse Wohnzone auf dem Ehlenberg vor. Um diese neue Überbauung vom Dorf und dem neuen Autobahnanschluss zu erreichen, waren 2 neue Verbindungen je über Sissle und der geplanten Autobahn vorgesehen, welche zu Beginn der 1970er Jahre auch gebaut wurden. Die grosszügigen Brücken weisen eine Fahrbahn von sechs Metern plus 2 Meter Trottoir auf!

Geplante Wohnzone Ehlenberg (gelb), gemäss Zonenplan Gemeinde Eiken, Stand 1971. Unten links: Ehlenbergbrücke über Autobahn und Sissle.

Gleichzeitig kam es zum Bau der südlichen Ehlenbergstrasse. Die Trassierung wurde ebenso auf acht Meter Breite ausgelegt, wobei eine grössere Hangabtragung plus Stützmauer notwendig wurde. An dieser Stelle war bis zu Beginn der 1970er kein Weg. Westlich führte nur ein steiler Pfad durch den Wald zum Ehlenberg.
Doch bereits bei der Bauausführung ab 1972 war klar, dass diese Wohnzone nicht in naher Zukunft kommen wird: Der aufgeschüttete Dam zur Ehlenbergstrasse-Brücke ist bis heute nur sechs Meter breit. Die Trasse der südlichen Ehlenbrgstrasse ist zwar acht Meter breit, geteert wurde schliesslich nur eine Breite von vier Metern. Die nordöstliche Ehlenbergstrasse (ab Kreuzung in der Wohnzone) ist bis heute nicht gebaut.

Links die acht Meter breite Ehlenbergbrücke über Autobahn und Sissle mit dem nur sechs Meter breiten Damm als Zufahrtsstrasse, in der Mitte die südliche Ehlenbergstrasse mit Stützmauer. Deutlich ist die grosse Hangabtragung sichtbar, welche für die acht Meter breite Strasse notwendig wurde. Heute verläuft diese Strasse praktisch vollständig in einem Wäldchen, da der Steilhang seit Jahren nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird.
Die Aufnahme entstand im Sommer 1974, wenige Monate vor der Eröffnung der Autobahn. Luftaufnahme Max+Ruht Eggler Jona SG.

Oktober 2020: Die acht Meter breite Ehlenbergbrücke. Deutlich zu sehen ist die auf sechs Meter reduzierte Dammstrasse.

Die grosszügige, acht Meter breite Ehlenbergbrücke führt über Autobahn und Sissle.

Sicht von der Ehlenbergstrasse Richtung Brücke (links). Heute wird die Strasse primär Richtung Fussballplatz genutzt (ganz links).

 

Oktober 2020: Die vier Meter breite Ehlenbergstrasse. Die Trassierung wurde beim Bau auf acht Meter ausgelegt, wobei eine grössere Hangabtragung und eine Stützmauer erforderlich wurden. Mangels landwirtschaftlicher Nutzung in der steilen Hanglage, verläuft die Strasse heute mehrheitlich in einem Wäldchen.

Der Zonenplan von 1971 beinhaltet noch weitere Visionen aus der ungebremsten Hochkonjunktur der 1960er Jahre:

  • Eine Spezialzone „Niederfeld“ beinhaltete auch ein Grundstück für eine Quartierschule von rund 170 Aren.
  • Eingezeichnet ist ebenfalls eine Autobahnverzweigung Richtung Koblenz. Dies dürfte der Grund sein, warum die Autobahn-Ein- und Ausfahrt Richtung Rheinfelden so grosszügig konzipiert wurden. Kaum wo anders als in Eiken kann man die Autobahn mit 120 km/h verlassen aber auch befahren, was schon 1974 mit einem VW Käfer möglich war!
  • Die Industriezone südlich der ehemaligen SBB-Station Sisseln existierte schon damals, bestand aber lange Zeit nur aus dem Getreidesilo.
  • Eine weitere Wohnzone war unterhalb des Seckenberghofs geplant
  • Die Bahnunterführung Seite Oeschgen war schon damals projektiert, eröffnet wurde diese jedoch erst 1986

Urs Berger, 21.11.2020

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