Das Schulwesen

1774 – Kaiserin Maria Theresia erlässt die «Allgemeine Schulordnung»

Unter Kaiserin Maria Theresia, welche die Wichtigkeit der Schule und der Volksbildung erkannte, wurde im Jahre 1774 die «Allgemeine Schulordnung » erlassen. Grossen Wert legte die weitsichtige Monarchin auf die Lehrerbildung. In Freiburg errichtete sie zur Ausbildung der Lehrer eine sogenannte Normalschule.

Ein Lehrer sollte als Grundlohn mindestens 130 Gulden erhalten. Eine Schulpflicht bestand zwar nicht, jedoch eine Unterrichtspflicht. Trotz allem Eifer der Obrigkeit war die Zahl der die Schule besuchenden Kinder sehr mässig. Die Bauern liessen ihre Kinder lieber zu Hause arbeiten, statt sie in die Schule zu schicken. Die Schulaufsicht führten in erster Linie die Geistlichen, die den Schulmeistern manchmal auch das nötige Wissen beibrachten. Später übernahmen staatliche Schulvisitatoren die Aufsicht. Als solcher amtete bei uns gegen Ende des 18. Jahrhunderts Franz Ernst Schernberg, Fricker Bürger und ehemaliger Schultheiss von Säckingen. Das erste bekannte Schulzimmer in Eiken befand sich im Vogtshaus des Marx Dinkel (abgerissen, heute Volg-Laden).

Die frühesten Hinweise auf einen Schulunterricht in Eiken stammen aus der Zeit um 1700. Im Jahr 1718 war Fridli Jägi Schulmeister. Leider können die Namen seiner unmittelbaren Nachfolger und allfälligen Vorgänger nicht ermittelt werden. Nach den Kirchenrechnungen erhielt der Lehrer ab 1708 von der Kirche jährlich 2 Quart (ca. 50 Liter) Kernen für seinen Verdienst in der Kirche. Er besorgte das Amt des Sigristen und bezog dafür die erwähnten Naturalien, die später um 4 Gulden jährlich aus der Kirchenkasse ergänzt wurden. 1776 und schon früher erhielt der Eiker Schulmeister aus dem Münchwiler Kapellenfonds jährlich 5 Gulden für arme Kinder aus Münchwilen. Dies zeigt, dass die Kinder von Münchwilen damals die Schule in Eiken besuchten (später in Stein).

Im Gemeindearchiv findet sich in der Gemeinderechnung von 1774 folgender Ausgabenposten: Dem Ambrosi Rohrer wegen Arbeit an denen Brunnen und in der Schuol Stuben bezahlt 48 Batzen. Zudem erhielt Fridlin Giess, Maurer, für Arbeiten beim Umdecken des Trottendachs und das Ausbessern des Ofens in der Schuol Stuben 5 Gulden und 25 Batzen, und dem Glasser von Kaisten bezahlte man für Fenster flicken in der Schuoll 32 Batzen. Die Gemeinde Eiken betrieb also schon vor 1774 eine Schuol Stuben, die allerdings nicht, wie manchmal vermutet, im sogenannten Armenhaus (siehe unten) untergebracht war.

1777 war Ludwig Rohrer Schulleiter, 1784 Alois Schwarb. Sein Nachfolger Balthasar Jäggi, geboren 1793, war der erste Lehrer mit einer zeitgemässen Ausbildung und amtete von 1816 bis 1832. Im Jahre 1828 unterrichtete er 120 Schülerinnen und Schüler! Sein Nachfolger war Martin Brutschi.

Gesamtschule 1901

Gesamtschule 1901

Eiker Schüler der Jahrgänge 1914 bis 1917

Eiker Schüler der Jahrgänge 1914 bis 1917, aufgenommen 1929. Obere Reihe (v. l.): John Paul, Jegge Josef, HH. Pfarrer Schnetzler, Rohrer Emil, Jegge Irmgard, Bussinger Hildegard, Giess Ruth, Schwarb Karl Rudolf, Lehrer Jegge, Schwarb Oskar, Treier Reinhard, Schwarb Alois.Mittlere Reihe hinten: Bachofer Priska, Staufer Johann, Ries Hans, Jegge Joseph, Schwarb Joseph, Schwarb Leo, Schwarb Martin, Schweizer Hans, Staufer Samuel, Giess Paul, Bachofer Anna. Mittlere Reihe vorn: Rohrer Mathilde, Rohrer Jda, Dinkel Joseph, Berger Franz, Staufer Margrit, Dinkel Hilda. Vordere Reihe: John Angelika, Bachofer Elsa, Rohrer Hilda, Schäubli Lydia, Giess Martha, Ledermann Emma.

Zachäus Schwarb, bekannt als «Zachi», wurde 1868 als Unterlehrer und 1877 als Oberlehrer gewählt. Er amtete von 1869 bis zu seinem Tode 1902. 1891 wurde Emil Jegge als Unterlehrer gewählt. Nach dem Tod von Zachäus Schwarb 1902 führte er die Oberschule bis 1932. Er war ein sehr umtriebiger Lehrer, schrieb Schriften über Eiken und das Umland (Verfasser der ersten Fricktaler Geschichte) und förderte die Jugend. Am 28. Januar 1917 wurde Julius Stocker von Obermumpf Unterstufenlehrer. Offenbar keine glückliche Wahl, denn schon am 6. April 1918 wurde er von Emil Obrist aus Sulz abgelöst. Dieser hatte sich bereits 1917 zusammen mit Julius Stocker um die Stelle beworben. Die Jahresbesoldung des Unterstufenlehrers wurde von 2000 auf 2200 Franken erhöht. Obrist unterrichtete bis 1958.

Lehrer Emil Jegge stellte 1920 den Antrag, es möge für die Knaben der 7. und 8. Klasse eine Baumschule eingeführt werden, und für die Mädchen möge man zum Erlernen des Gemüseanbaus den Platz unterhalb des Hauses von Alois John (bei der Raiffeisenbank) zur Verfügung stellen, da dieser Platz seit dem Bau der Strasse von Eiken nach Schupfart Gemeindeeigentum sei. Dem Gesuch wurde entsprochen. (Damals lebte ein Grossteil der Eiker Bevölkerung von der Landwirtschaft oder führte neben einem Gewerbe noch einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb.) Als Emil Jegge 1932 das Lehreramt abgab, übernahm Fräulein Johanna Wucherer die Stelle. 1941 wurde Paul Giess an die neu geschaffene dritte Lehrerstelle gewählt.

Das neue Schulhaus im Aussendorf 1825

Um 1783 wird als Schulhaus das an die Schmiede gebaute Armenhaus, wie der Volksmund das Gebäude nannte, erwähnt. Es diente unter anderem auch als Feuerwehrmagazin, Freizeitwerkstatt, Unterkunft und Arrestlokal des Militärs sowie als Arme- Leute-Wohnung. Die Reihenfolge der Aufzählung erfolgt nach dem Wissen des Schreibenden und muss nicht zwingend der chronologischen Nutzung entsprechen. Das Gebäude war nur mit einfachen Bretterböden ausgestattet (und daher im Winter sehr kalt, insbesondere weil der nahe Dorfbach das Haus oft unterspülte). Das Armenhaus wurde im Zuge des Innerortsausbaus 1953 zusammen mit der Schmiede abgebrochen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde zudem im Haus an der Wartstrasse links hinter dem «Rössli» unterrichtet.

Das sogenannte Armenhaus mit angebauter Schmiede (rechts). Links an der Giebelwand der «Notstand». Er diente dem Beschlagen der Stiere und Kühe, die als Zugtiere gebraucht wurden.

Das sogenannte Armenhaus mit angebauter Schmiede (rechts). Links an der Giebelwand der «Notstand». Er diente dem Beschlagen der Stiere und Kühe, die als Zugtiere gebraucht wurden.

1825 errichteten die Eiker ein neues Schulhaus mit drei Schulzimmern und einem Gemeinderatszimmer. Holz und Steine wurden unentgeltlich geführt. Im Jahre 1884 beschloss die Gemeinde, für die Errichtung eines Turnplatzes das Land hinter dem Schulhaus für 15 Rappen pro Quadratmeter zu kaufen.

Das Gebäude diente bis 1922 als Schulhaus, also fast 100 Jahre. Damals drängte sich ein An- oder Umbau auf, was gemäss den Plänen und Berechnungen des Architekten auf 80‘000 Franken zu stehen gekommen wäre – zu viel für Eiken. Es sollten nur die nötigsten Baumassnahmen ausgeführt werden. Am 9. Mai 1922 mussten die Eiker entscheiden, ob sie einen Schulhausanbau oder einen Neubau wünschten. Man beschloss einen Anbau; Änderungen im Innern waren keine vorgesehen. Neu erhielt das Schulhaus Aborte, Kläranlagen und ein Treppenhaus. Vorgesehen waren ein Haupt- und ein Nebeneingang auf der Seite des Turnplatzes.

Haupteingang des alten Schulhauses von 1825, wie er sich heute präsentiert. Nach dem Bezug des neuen Schulhauses wurde das Gebäude 1955 zum Gemeindehaus umgebaut.

Haupteingang des alten Schulhauses von 1825, wie er sich heute präsentiert. Nach dem Bezug des neuen Schulhauses wurde das Gebäude 1955 zum Gemeindehaus umgebaut.

Aus den Protokollbüchern der Gemeinde

5. Juni 1842
Es seien die Heuferien in sämtlichen Schulen eintreten zulassen, jedoch so, dass bei schlechtem Wetter allenthalben Schule gehalten werden soll. Laut dem «Schulversäumnis-Rodel» wurden in Eiken vier und in Sisseln neun Familien verzeigt.

3. November 1852
Beginn des Winterschulbetriebes aller drei Gemeinden Eiken, Sisseln und Münchwilen, und dies durch den Herrn Pfarrer auf der Kanzel verkünden zu lassen. (Die römisch-katholischen Einwohner von Münchwilen und Sisseln waren, und sind, nach Eiken kirchgenössig.) Die Versäumnistabellen sollten sofort vom Gemeinderat behandelt und die Unentschuldigten sofort bestraft werden. In allen Verhandlungen fällt die grosse Zahl von unentschuldigten Absenzen auf, und zwar in allen drei Schulgemeinden. Oft blieben die Schulkinder, besonders die der Oberschule, vier bis fünf Tage unentschuldigt fern. Auffallend für Eiken ist, dass bedeutend mehr Oberschüler als Unterschüler fehlten (Grund: Mithilfe der Kinder bei Arbeiten zu Hause und auf dem Feld. Kinderarbeit!).

13. Oktober 1862
Wird beschlossen, die Öfen in den Schulzimmern auszubessern.

28. Januar 1870
Die Lehrer Martin Brutschi und Zachäus Schwarb teilen mit, dass es unmöglich sei, wegen der grossen Kälte in den Schulzimmern zu unterrichten.

19. Dezember 1872
Die Gemeinde wird beauftragt, eine eigene Schulpflege aus fünf Mitgliedern zu bestellen.

März 1875
Eine Schockmeldung erreicht den Gemeinderat:
Unterlehrer Zachäus Schwarb hat sich als Stationsvorstand der Eisenbahnstation Eiken beworben. Um den guten Lehrer zu halten, wird der Jahreslohn auf 1200 Franken erhöht.

1880
Antrag von Lehrer Schwarb: Es sei in hiesiger Gemeinde eine obligatorische Fortbildungsschule für die Monate Nov. Dez. Jan. und Febr. mit wöchentlich 4 Stunden einzuführen. Jeder Jüngling vom 15. Altersjahr sei dazu zu verpflichten. (Schwarb blieb also der Gemeinde als Lehrer erhalten! Die Lohnaufbesserung hat offensichtlich gewirkt.)

1896
Der Schuljugend werden für einen Ausmarsch nach Linn und auf die Habsburg 100 Franken gewährt.

1. Januar 1912
Das Reinigen und Heizen der Schulzimmer und des Gemeinderatszimmers werden Joseph Rohrer für 180 Franken übertragen (inklusiv Lieferung des Brennmaterials).

1913
Es wird beschlossen, es sei den Schulkindern untersagt, sich in Theatern und Concerten ohne Begleitung der Eltern zu beteiligen.

17. Januar 1927
Die Schulpflege beschliesst, 100 Zahnbürsten à 0,50 Fr. anzuschaffen und an die Schüler abzugeben. Die Lehrer sind beauftragt, die Schüler zum fleissigen reinigen der Zähne zu verhalten.

Die Schule während des Zweiten Weltkriegs 1939–1945

Da nach der Generalmobilmachung 1939 im Schulhaus Militär Quartier nahm, wurde der Unterricht teilweise in der Trotte abgehalten. Später errichtete man für das Militär auf dem Pausenplatz Baracken, womit wieder ein normaler Schulbetrieb gewährleistet werden konnte.

Schulhausprojekt «Steinletten» 1943

Schulhausprojekt «Steinletten» 1943

Schulhausneubau mit Turnhalle auf dem Lindenhübel 1953

Der Schulhausneubau gab immer wieder zu reden. Schon 1910 war klar, dass das Schulhaus von 1825 für die kommenden Generationen zu klein sein würde. Trotzdem wurde wegen Geldknappheit nur das Nötigste gebaut. Es wurde eine Baukommission gewählt, bestehend aus Pfarrer Emil Basler (Schulpflegepräsident), Emil Hegner (Bahnhofvorstand und Baukommissionspräsident), Diego Devecchi, Josef Rohrer, Josef Berger, Albert Näf, August Emil Schwarb, Alfons Schumacher, Johann Vinzenz Rohrer (Gemeinderat), Johann Rennhard und Emil Obrist (Oberlehrer).

Am 23. Februar 1949 reichten 80 Bürger von Eiken eine Petition ein, um den Schulhausneubau zu beschleunigen. Der Standort einer neuen Schulanlage bildete seit mehr als 30 Jahren die wichtigste ungelöste Frage der Gemeinde. Wie viel wurde nicht schon darüber geschrieben, gesprochen und geschumpfen. Man hörte im Dorf von aufgetauchten Schwierigkeiten mit den Landbesitzern auf der Steindlete, sprach von allzu hohen Kosten für Bauland und Aushub (wegen Kalksteinlager) und äusserte Bedenken wegen der Wasserversorgung (Druck) und einer teuren Zugangstrasse.

Am 11. März 1949 fand eine öffentliche Aussprache statt, an der sich die Grundeigentümer zum Projekt «Steinletten» äussern konnten. Es war nicht sehr erfreulich zu hören, wie das Problem der erforderlichen Landabtretungen, das früher als leicht lösbar angesehen worden war, nun auf grosse Schwierigkeiten stiess. Ohne Zwangsenteignung war da nichts zu machen. Nach diversen Verhandlungen und Sitzungen verzichtete man schliesslich auf dieses Projekt.

Schon 1943 hatte man zugunsten eines Schulhausneubaus einen Fonds eingerichtet, der am 31. Dezember 1949 184‘266 Franken umfasste. Die Äufnung des Fonds war ein wahrer Kraftakt, bezog doch die Gemeinde von 1946 bis 1948 180 Prozent und 1949 170 Prozent Steuern (1949 entsprach dies 74‘670 Franken). Eiken war also eine arme Gemeinde!

Am meisten zu reden gab noch immer der Standort der neuen Schulanlage. Neben der Steindlete kamen auch die Kirchmatt und der Lindenhübel in Frage. Von der Kirchmatt ist im weiteren Verlauf der Standortsuche keine Rede mehr! Sehr wahrscheinlich war dieser Ort für den Schulhausneubau ungeeignet. Schliesslich wurde dem Lindenhübel der Vorzug gegeben. Von 14 Landeigentümern mussten 122,10 Aren zum Gesamtpreis von 38‘282 Franken, inklusiv Baumentschädigung, angekauft werden. Mein Grossvater Ernst Schweizer-Dreyer gab insgesamt 21,77 Aren ab, die kleinste Parzelle mass 3,48 Aren. Zwei Landeigentümer stellten sich zuerst gegen einen Landverkauf, sahen dann aber ein, dass die Gemeinde das Land brauchte.

An der denkwürdigen Gemeindeversammlung vom 15. Dezember 1949 wurde nach einer ausgiebigen Diskussion entschieden. Eine offene Abstimmung wurde verlangt und gutgeheissen. Der Antrag der Baukommission, alles Land – wie von ihr vorgesehen und oben aufgeführt – auf Neumatt, Lindenboden und Chaibenhübel zu kaufen, erzielte 73 Stimmen – das absolute Mehr lag allerdings bei 87. Hierauf wurde aus der Mitte der Versammlung das Gegenmehr verlangt, das laut Angaben der Stimmenzähler 10 bis 12 Stimmen betrug. Sodann wurde erklärt, dass der 73 Stimmen auf sich vereinigte Antrag der Baukommission genehmigt sei und Rechtskraft habe. Damit konnte der Gemeinderat die Landkäufe tätigen.

An der Gemeindeversammlung vom 30. Dezember 1952 wurde über das lang andauernde Prozedere bei der Beschlussfassung zum Neubau eines Schulhauses referiert. Als Gründe für die Verzögerung wurde auf das Projekt für eine Umgehungsstrasse, die unten am Schulhaus zwischen dem Bord und der Sissle durchführen sollte, und auf die noch ausstehende Subventionszusage des Kantons hingewiesen. Es konnte nun bekannt gegeben werden, dass der Kanton einen ordentlichen Beitrag von 20 Prozent sowie einen ausserordentlichen von 15 Prozent in Aussicht stellte. Zudem übernahm er 60 Prozent der Kosten für das Schulmobiliar. Diskutiert wurde auch über einen Landankauf in der Netzi (auf der rechten Seite der Sissle) zugunsten eines Sportplatzes und einer Spielwiese sowie einer Brücke über die Sissle. Die Idee scheiterte aus Kostengründen. Die Gemeindeversammlung gab nun grünes Licht zum Bau eines Schulhauses mit Turnhalle gemäss dem bereits am 15. Dezember 1949 generell beschlossenen Projekt der Architekten Moser & Kohler aus Baden mit einem Kostenvoranschlag von rund 600‘000 Franken. Die Versammlung ermächtigte den Gemeinderat, die Bauarbeiten zu vergeben und den Kredit bei einem Geldinstitut aufzunehmen, damit im Frühjahr 1953 mit dem Bau begonnen werden konnte.

Schreiben der Erziehungsdirektion des Kantons Aargau vom 25. April 1949 an den Gemeinderat Eiken:

Eiken Schulhausplatz

Am 19. und 23. März 1949 fanden Besprechungen und Besichtigungen unseres Experten für Schulbauten, Herr Prof. Hartmann, mit Organen der Baudirektion statt. Darüber ist uns von Herrn Prof. Hartmann mit Zustimmung des Hochbauamtes folgender Bericht erstattet worden:

«Der Platz auf der Höhe» (Steinlette) hätte eine erhabene und für das Dorfbild günstige Lage mit schönem Ausblick auf das Dorf und die Landschaft gegen Osten und Norden. Er wäre staubfrei und die Störungen durch die Bahn und den Strassenverkehr ein Minimum. Die Störung durch die südlich gelegene Schreinerei (Piccolo) könnte durch Pflanzungen auf ein Minimum herabgesetzt werden. Der Baugrund wäre günstig und es besteht keine Rutschgefahr. Der Platz hat aber die Nachteile, dass er einigen Landbesitzern viel Gartenland und zum Teil Bauland wegnimmt, und dass besondere Zufahrtstrassen erstellt werden müssen. Schwerwiegend ist die Tatsache, dass das Land ohne Expropriation nicht erhältlich sein wird. Der Platz auf dem «Lindenhübel» östlich der Bahn ist in einem freien Felde, bietet Raum für eine freie Entwicklung, liegt über dem Steilbord nahe an der Sisseln, an deren Ufer viel landwirtschaftlich wertloses Land für die Errichtung eines Sportplatzes und einer Badanstalt vorhanden ist. Der Platz liegt nicht zu weit entfernt vom alten Dorfteil und ist für eine gegen Südosten sich ausdehnende Dorferweiterung besonders günstig. Der Baugrund wäre trockener Kies mit einem sehr tiefliegenden Grundwasserstrom. Der Platz bietet schöne Aussicht nach allen Richtungen und hätte eine maximale Besonnung, die viel günstiger ist als bei Platz a. Der Zugang zum Schulhaus könnte durch eine ca. 3 Meter breite Bahnunterführung für Personen gesichert werden. Nachteile des Platzes sind Störungen des Schulbetriebes durch die Bahn und die in Zukunft entstehende Kantonsstrasse. Das Schulhaus würde ca. 100 m von der Bahn entfernt sein. Die Störungen durch die Bahn wären zeitlich beschränkt und könnten durch Pflanzungen noch vermindert werden. Nach Mitteilung des Kantonsingenieurs kommt die Strasse im Schulhausgebiet 2–3 m unter Terrainoberfläche, könnte eventuell noch etwas tiefer verlegt werden, was den Lärm sehr stark dämpfen würde; durch eine Bepflanzung längs der Strasse wäre er weiterhin zu reduzieren. In Zustimmung zu diesem Bericht wird der Gemeinde Eiken die Wahl des Platzes überlassen. Staatlicherseits können beide Bauplätze genehmigt und für beide die gesetzlichen Subventionen zugesichert werden. Bis zu Ihrem Entscheid über die Wahl des Bauplatzes werden wir daher das eingereichte Expropriationsbegehren nicht weiter behandeln.

Der Erziehungsdirektor:
Kim

Schulanlage Lindenhübel 1954

Schulanlage Lindenhübel 1954.

Die Einweihung des neuen Schulhauses am 9. Mai 1954

Die Einweihung des neuen Schulhauses am 9. Mai 1954 erfolgte mit einem Fest und einem Festumzug, bei dem die Schulkinder eine wichtige Rolle einnahmen. Auch alle Dorfvereine bereicherten den Umzug mit verschiedenen Sujets. Die Schüler der 3. Klasse nahmen als Zwergli teil. Traktorfahrer Hans John (1934) absolvierte gerade die Rekrutenschule. (Das zweite Zwergli von links ist der Schreibende. Aufgenommen wurde das Foto bei der Gärtnerei Berger.)

Die Schulhauserweiterung von 1972

Als das neue Schulhaus 1954 in Betrieb genommen wurde, umfasste die Eiker Schule drei Abteilungen. Nach der Eröffnung der Sekundarschule im Frühjahr 1962 erteilten insgesamt sechs Lehrkräfte Unterricht. Schon 1963 zeichnete sich ab, dass das Schulhaus zu klein wurde. Die Schülerzahlen stiegen rasant an. 1967 besuchten 127 Schüler die 1. bis 8. Klasse, 1972 waren es bereits 160.

Am 17. November 1964 bekamen die Architekten A. Moser und J. Kohler den Auftrag, für eine Schulhauserweiterung beziehungsweise einen Neubau einen skizzenhaften Vorschlag zu erarbeiten. Man beschloss einen Schulhausanbau mit sechs Schulzimmern, einem Singsaal, einem Vereinszimmer, einem Saal für kulturelle und gesellige Anlässe sowie mit einer grossen Zivilschutzanlage, die auch als Militärunterkunft verwendet werden konnte. Gebaut wurde allerdings erst in den Jahren 1971/72.

Pläne für eine Erweiterung der Schulanlage Lindenboden. (Quelle: Gemeindearchiv)

Pläne für eine Erweiterung der Schulanlage Lindenboden.
(Quelle: Gemeindearchiv)

Die Einweihung der neuen Gebäude fand am Samstag, 1. Juli 1972 statt. Gemeinderat, Schulpflege und Baukommission luden zu einem einfachen und unbeschwerten Dorffest mit folgendem Programm ein:

Gemeinderat und Schulpflege zur Einweihung der neuen Schulanlagen.

Aus der Festschrift: Seit der Einweihung der neu erstellten Schulanlage mit Turnhalle im Mai 1954 hat die Entwicklung auch vor unserem Dorf nicht Halt gemacht. Damals wurde unsere Schule in drei Abteilungen geführt. Deren zwei sind inzwischen dazugekommen.

Im Frühjahr 1962 ist sodann die Sekundarschule eröffnet worden, sodass heute sechs Lehrkräfte Unterricht erteilen. Eine Abteilung musste vorübergehend in einem Vereinszimmer des Gemeindehauses und später im ausgebauten zweiten Kindergartenraum untergebracht werden. Ferner diente der frühere Handfertigkeitsraum im Schulhaus- Untergeschoss als Schulstube. Diese gedrängte Belegung, vor allem aber die Dezentralisierung des Schulbetriebes, kann auf die Dauer nicht befriedigen. Der Bezug des angebauten Schulhaustraktes entspricht somit einer dringenden Notwendigkeit. Auf der Anhöhe südlich des Dorfes entstand der bereits erwähnte Doppelkindergarten mit einem Lehrerwohnhaus. Unsere Stimmbürger haben für die Belange des Schulwesens immer eine offene Haltung eingenommen.

Der nun vollendete Erweiterungsbau ermöglicht gleichzeitig die Schaffung eines Singsaales für die Schule, eines neuen Vereinszimmers sowie eines Saales für kulturelle und gesellige Anlässe. Das Schulhaus wird auf diese Weise in vermehrten Masse zum Zentrum der Dorfkultur.

Der Gemeinderat und die Schulpflege wünschen, dass auch in Zukunft die Ansprüche der Schule erfüllt werden können. Die baulichen Voraussetzungen hierfür sind vorhanden. An Problemen verschiedener Art wird es indessen trotzdem nicht fehlen. Der weltweite Ruf nach ständiger Anpassung der Schulstruktur an die veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse wird die zuständigen Instanzen in Zukunft noch weit mehr beschäftigen. Möge als wichtigstes Anliegen jederzeit das Wohl des Kindes im Vordergrund stehen.

Mit diesen Wünschen verbinden wir den Dank an die ganze Bevölkerung, die den Bau der Anlagen ermöglichte und an alle, die sich um das Gelingen des Werkes bemühten.

Leider konnte Herr Alois Moser Sen., der schon die erste Schulanlage zur besten Zufriedenheit plante, sein Projekt nicht mehr zu Ende führen. Mit viel Hingabe widmete er sich bis zum allzu frühen Tode seinem Werk, das wir ohne ihn einweihen. Ein Werk, das durch seine Idee und seinen Geist geprägt ist. Ihm sind wir zu grossem Dank verpflichtet und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Den Herren Moser und Reize, Architekten, Baden, welche die Aufgaben des Hingeschiedenen übernahmen, danken wir für ihren grossen Einsatz herzlich.

GEMEINDERAT UND SCHULPFLEGE

Die Schulkoordination Eiken-Oeschgen

Die Schülerzahlen stiegen weiter an. Daher suchte Eiken die Zusammenarbeit mit der Schulgemeinde Oeschgen. Am 23. Januar 1973 fand in diesem Zusammenhang die zweite Sitzung der Schulpflegen Eiken und Oeschgen statt. Die beabsichtigt Schulkoordination kam jedoch nicht zustande. Massgebender Grund war die Schulplanung auf Bezirksebene, welche die Oeschger Schüler Frick und die Eiker Schüler Stein zuwies. Den Oeschgern stiess zudem das ungebührliche Benehmen eines Eiker Lehrers anlässlich einer Theateraufführung in Oeschgen auf. Ein weiterer Grund für das Scheitern einer Schulkoordination dürfte auch die Verkehrsverbindung zwischen den beiden Dörfern gewesen sein: Es wäre lediglich die Hauptstrasse als Schulweg in Frage gekommen. Die schöne Ortsverbindungsstrasse, die heute an der Reithalle vorbei nach Oeschgen führt, war damals noch nicht geplant beziehungsweise gebaut; es führte also noch kein direkter Weg auf der Sonnenseite nach Oeschgen.

Die Schulkoordination Eiken-Münchwilen-Sisseln-Stein

Als die Schülerzahlen weiter zunahmen und das Erziehungsdepartement eine zusätzliche Abteilung an der Sekundarschule Eiken abgelehnte, war man gezwungen, mit den Nachbargemeinden eine Lösung zu suchen. An der Schulpflegesitzung vom 29. Oktober 1974 in Stein orientierten die Gemeinden über die momentane Situation:

Es folgten mehrere Schulpflegesitzungen, an denen über die Schulkoordination diskutiert wurde. Auch musste die Gemeindeversammlung über die Sekundarschul-Koordination mit Stein entscheiden. Die Koordination mit Oeschgen und Frick wurde aufgegeben. Sisseln orientierte sich nach Laufenburg. An der Sitzung vom 3. September 1975 wurde betreffend Sekundarschule beschlossen: Eiken übernimmt ab Schuljahr 1976 vorläufig die 1. Klasse, Stein die 2. und 3. Klasse, also je eine 1. Klasse pro Abteilung. Wenn die 4. Klasse an der Sekundarschule eingeführt wird, soll die Aufteilung neu beurteilt werden.

Für das Schuljahr 1976/77 erhielt auch die Oberstufe eine neue Einteilung. Stein: 6. Klasse (ca. 24 bis 26 Schüler), Eiken: 7. Klasse (25 Schüler), Münchwilen: 8. Klasse (17 Schüler).

Im November 1976 stellte die Schulpflege Frick an Eiken ein Gesuch um Übernahme von 7 Schülern aus Oeschgen in die 2. Sekundarschulklasse für das kommende Schuljahr, da sonst in Frick der Klassenbestand 39 Schüler betrage. Dem Gesuch konnte entsprochen werden.

Bau der Sporthalle Lindenboden 1986

Auf Antrag der Sportvereine beschloss die Gemeindeversammlung 1983 einen Kredit von 1,6 Millionen Franken für den Bau der Sporthalle Lindenboden. Die Sport treibenden Vereine erklärten sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereit, beim Bau mitzuhelfen, also Fronarbeit zu leisten. Der Baugrund zeigte sich aber als ungeeignet, denn es handelte sich um das ehemalige Bachbett der Sissle, das beim Autobahnbau mehr oder weniger gut aufgefüllt wurde. In der Folge mussten rund 2000 Kubikmeter Boden ausgewechselt werden. Die Dorfvereine leisteten unter der Leitung von Werner Dinkel 1550 Fronstunden. Nach zehnmonatiger Bauzeit konnte die Sporthalle den Benützern übergeben werden. Die Einweihung fand unter Mitwirkung der Dorfvereine am 3. und 4. Mai 1986 statt.

Kultureller Saal 1987

Aus der alten Turnhalle wurde ein Kultureller Saal mit Bühnenanbau. 1983 konnte die Gemeindeversammlung aus fünf vorliegenden Projekten auswählen und sprach den notwendigen Kredit über 1,1 Millionen Franken. Vizeammann Paul Schwarb wurde zum Präsidenten der Baukommission gewählt. An der Gemeindeversammlung vom 27. Juni 1986 musste ein Nachtragskredit von 110‘000 Franken gesprochen werden. Die Erweiterung des Lehrerzimmers und die zusätzliche Aussenrenovation führten zu Mehrkosten. Die Einweihung fand am 14. und 15. November 1987 unter dem OK-Präsidenten Max Rohrer (Schnidermax) mit Beteiligung der Dorfvereine statt.

Der Schulhausanbau von 2001

Schulraumplanung Eiken: Bericht des Gemeinderates vom 9. Oktober 1997
Die erste, 1954 erstellte Etappe des heutigen Schulhauses von Eiken muss dringend saniert werden, einige der vorhandenen Zimmer erfüllen bezüglich der Fläche die heutigen Anforderungen nicht mehr und müssen ersetzt werden. Infolge der gestiegenen Schülerzahlen fehlen ausserdem mehrere Schulräume, welche in nächster Zeit bereitgestellt werden müssen.
Die Bearbeitung der Planung des Schulraumbedarfs wurde einer Arbeitsgruppe übertragen.
In die Schulraumbedarfsabklärung wurden die Schulraumkapazitäten und Raumbedürfnisse der Nachbargemeinden Münchwilen und Stein, mit denen unsere Gemeinde seit vielen Jahren auf der Oberstufe (Sekundar- und Realschule) eine Schulkoordination pflegt, einbezogen.
Aufgrund unterschiedlicher Prioritätsstufen und mit Rücksicht auf die Gemeindefinanzen wurde folgende Etappierung für die Schulhausbauten festgelegt:
1. Etappe 4 Klassenzimmer mit diversen Nebenräumen
2. Etappe 2 Klassenzimmer mit diversen Nebenräumen

Am 27. November 1998 bewilligte die Gemeindeversammlung einen Planungskredit von 270‘000 Franken zur Realisierung des aus dem Studienwettbewerb als Sieger hervorgegangenen Projekts des Architekturbüros René Stoos aus Brugg. An der Gemeindeversammlung vom 26. November 1999 wurde der Schulhausanbau beschlossen. Baubeginn war im Sommer 2000, Fertigstellung Ende 2001. Die Einweihung fand am Samstag, 24. November 2001 statt.

Planskizze des in den Jahren 2001/01 realisierten Schulhausanbaus. (Quelle: Gemeindearchiv)

Planskizze des in den Jahren 2001/01 realisierten Schulhausanbaus.
(Quelle: Gemeindearchiv)

In der Zwischenzeit hat sich vieles verändert, und der Kanton führt die Schule 21 ein. Ein Schulleiter musste eingesetzt werden (man munkelt, die Schulpflege werde abgeschafft). Die Oberstufe Eiken sollte sich Frick anschliessen. Gipf-Oberfrick wollte selbständig bleiben und die Eiker Oberstufenschüler aufnehmen, um genügend Schüler zu haben. Die Eiker Gemeindeversammlung vom 29. Juni 2018 beschloss nach angeregter Diskussion mit 109 Ja zu 36 Nein, die Oberstufenschüler nach Frick zu senden. Man sieht, die Schulprobleme werden nicht ab-, sondern eher noch zunehmen.

Hermann Schweizer

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