Das Attentat auf H.H. Pfarrer Schnetzler in Eiken

Meldung aus der Zeitung "Neue Zürcher Nachrichten" vom 9. Februar 1926

Wir konnten noch in einem Teil der gestrigen Auflage die Meldung von der ruchlosen Tat auf HH. Pfarrer Schnetzler in Eiken (Aargau) bringen. Das "Aargauer Volksblatt" bringt Einzelheiten über das gemeine Attentat auf einen katholischen Priester.

In dem sonst stillen und friedlichen fricktaler Dorfe Eiken hat sich am Sonntag eine unerhört ruchlose Tat ereignet, die das ruhige Blut der dortigen Bevölkerung in furchtbare Aufregung  gebracht hat. Heiliger Sonntagsfriede lag über dem winterlichen Dorfe, am Abend begab sich wie gewohnt viel Volk in den Rosenkranz. Um 6 Uhr war die Andacht beendet. di frommen Beter verzogen sich langsam nach Hause.

Als Pfarrer H.H. Schnetzler, der vorbildlich und allgemein beliebte Pfarrer der Gemeinde, ins Pfarrhaus eintreten wollte und sich gerade unter de Haustüre befand, traf ihn ein Revolverschuss, dem gleich hintereinander noch zwei folgten. Pfarrer Schnetzler brach zusammen. der erste Schuss traf das rechte Bein, die zweite die Lunge; diese Kugel blieb in de Lunge stecken, die dritte traf ihn am Munde; die Kugel zerschlug eine Reihe Zähne und durchbohrte die Zunge.

Ein gewaltiger Volksauflauf, wie ihn Eiken noch nie gesehen, entstand sofort, als man die Tat gewahrte, de man gegenüberstand. Wehe, wenn der Täter sofort der Volkswuht in die Hände gefallen wäre. Der Täter floh sofort, er wurde aber aber ebenso rasch verfolgt. Dem jungen, mutigen Kosmas Berger gelang es mit äusserster Anstrengung, den ruchlosen Menschen ausserhalb des Dorfes an der Bahnlinie, talabwärts, zu erreichen und ihn zu bändigen. Bei der Verfolgung hatte Fricker auf Berger noch zwei Schüsse abgegeben, die aber nicht trafen. Mit sicherer und starker Hand brachte Berger ihn ins Dorf zurück. Es brauchte aber alle Autorität der Gemeindebehörde und der ruhigeren Einwohner, sonst hätte das Volk dem wüsten Menschen unfehlbar geluncht. Der Täter ist Albert Fricker von Frick, ein Mann in den 40er Jahren. Er ist Trinker und ein ganz und gar heruntergekommenes Subjekt.

H.H. Pfarrer Schnetzler wurde fortan in beste Pflege genommen. Den ersten ärztlichen Beistand leistete Dr. Schmid. Posthalter E. Rohrer setzte sich sofort mit Dr. Bircher in Aarau in Verbindung; dieser schickte umgehend das kantonale Krankenauto nach Eiken, das bald eintraf. Unter Begleitung und Pflege einiger Eikener Bewohner wurde Pfarrer Schnetzler ins Kantonsspital überführt und dort sofort in bewährteste Behandlung genommen. nach unserer Erkundigung ist der Zustand von Pfarrer Schnetzler nicht hoffnungslos - wenn nicht weitere innere Blutungen oder sonst Komplikationen eintreten.

Wir wünschen dem lieben Freund und Seelenhirten von Herzen gute Heilung. Die ganze Gemeinde Eiken und seine vielen Amtsbrüdergedenken in diesen Tagen seiner besonderen Memento.

Laufenburg, 8. Februar ag. Zum Überfall auf Pfarrer Schnetzler in Eiken wird gemeldet, dass der Täter aus Rache gehandelt hat, weil er Pfarrer Schnetzler, der seinerzeit Kaplan in Frick war, für mitschuldig an seiner Bevormundung hielt.

Abschrift aus dem Zeitungsartikel

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Erfasst durch Peter Dinkel

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